Buchvorstellung „Ganz Mensch werden“

ein Buch von Angela Krumpen

Herausgegeben von der West-Östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung

Im März war es ein Jahr her, dass Willigis Jäger von uns gegangen ist. Wir haben ihm mit einer Gedenkfeier gedacht und widmen ihm nun – nach „Das Willigis Jahrhundert“ von Alexander Poraj ein zweites Buch, die Anthologie „Ganz Mensch werden“.

Im folgenden Interview gibt Autorin Angela Krumpen Einblicke in das Buch und erläutert, wie es entstanden ist:

Wie kamst du dazu, eine Anthologie über Willigis zu schreiben?

Seit 2015 bin ich Mitglied im Präsidium der Stiftung West-Östliche Weisheit Willigis Jäger. Ich arbeite als Journalistin, habe Bücher und Anthologien veröffentlicht. Meine Kolleg*innen in der Stiftung haben mir auf diesem Hintergrund die Willigis Anthologie angetragen.

Die Anthologie sollte eine Art Zwillingsbuch zu „Das Willigis Jahrhundert“ werden. In dem Buch hat Alexander Poraj als Weggefährte von Willigis Jäger dessen Entwicklung anhand der großen Fragen beschrieben, die Willigis zeitlebens umgetrieben haben. Diese Fragen habe ich als „Grundgerüst“ genommen und nach den Antworten gesucht, die Willigis sich und anderen auf diese Fragen gibt. Deswegen ist mein Buch eine Art „Landkarte“ von Willigis Grundüberzeugungen geworden.

Worum geht es bei „Ganz Mensch werden“?

Wie gesagt, in dem Buch von Alexander werden die ganz großen Fragen gestellt:

Wer bin ich?
Wer ist Gott?
Wozu sind wir hier?

Ich habe in Willigis‘ Büchern nach Antworten auf diese Fragen gesucht. Hinzugefügt habe ich dann noch die Frage: Wie geht der Weg?

Denn, dass wir versuchen – so gut es eben geht – zu leben, ist für mich essentiell. Adolph Kolping hat es sehr treffend gesagt: „Bloße Worte mehren nur den Schmerz“. Bloße Worte gibt es schon viel zu viele in der Welt. Deswegen habe ich ein viertes Kapitel hinzugefügt, in der Hoffnung, dass die kleine Landkarte aus Worten auch einen gangbaren Weg zeigt.

An wen richtet sich das Buch?

Mit beiden Büchern möchte die Stiftung das Lebenswerk von Willigis Jäger würdigen. Insofern richtet sich auch mein Buch natürlich an Menschen, die Willigis kannten. Aber geschrieben ist es hoffentlich so, dass es allen Leser*innen auf der Suche nach dem Wer bin ich? eine Inspiration sein kann.

Wem empfiehlst Du dein Buch?

Allen Menschen, die sich die großen Fragen des Lebens stellen.

Es sind sehr viele Bilder in dem Buch – welche Bedeutung haben sie?

Worte können zwar mehr, viel mehr, als wir ihnen gemeinhin zutrauen. Das hat zuletzt die junge Lyrikerin Amanda Gorman gezeigt, die ihre kraftvolle Poesie bei der Amtseinführung von Joe Biden an die ganze Welt gerichtet hat. Aber Worte können die Erfahrungen, in die Willigis die Menschen führen wollte, nur ahnen lassen. Worte können uns, wie in einem Kochbuch, das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Aber satt werden wir nicht davon, wenn wir in einem Kochbuch blättern.

Bilder haben dagegen ihre eigene Kraft, können auf ihre eigene Weise sprechend erzählen. Deswegen haben wir neben die Worte faszinierende Bilder vom Universum gestellt. Willigis hat sich ja oft auf das Universum bezogen, uns Menschen mit Staubkörnen verglichen. Er hat gefragt, was ein Menschenleben von ein paar Jahrzehnten bedeute – angesichts von Milliarden von Lichtjahren. Was bedeutet dann ein Menschenleben? Was? Ich lasse die Fragen im Buch auch stehen. Jede*r kann nur eine eigene Antwort finden.

Man kann das Buch daher zunächst durch die Bilder wahrnehmen und staunen und dann mehr lesen oder man beginnt bei den Worten, kommt darüber ins Staunen und sieht das Staunen nochmals mit eigenen Augen – in den Bildern. Es ist über beide Wege ein Zugang möglich. Beides gehört zusammen.

Welches Bild von Willigis ist bei Dir ganz besonders hängen geblieben?

Willigis hat häufig das Bild vom Netz und den Maschen benutzt. Wobei Willigis sagt, wir seien „zuerst Netz und dann Masche“. Das bringt für mich das Verhältnis von Kollektiv und Individuum auf den Punkt. In meiner journalistischen Arbeit beschäftigt mich oft die Frage „Wie können alle ein gutes Leben führen?“. Meiner Auffassung nach wird diese Frage mit Blick auf die vielen globalen Krisen immer bedeutsamer. Wenn ich mir unter diesem Aspekt dieses Bild mal wirklich vor Augen führe: In diesem Bild kann selbst die perfektest gehäkelte Masche der Welt für sich alleine wenig ausrichten. Dieselbe Masche kann aber, vernetzt mit vielen anderen, als Netz leicht schwere Dinge tragen. Von daher: Je mehr Menschen mit und durch Willigis erkennen, dass wir zuerst Netz, dann Masche sind und ihre Menschenmasche einem Menschennetz zur Verfügung stellen, desto größer wird meine Hoffnung für die Welt meiner Kinder und Kindeskinder.

 

Vielen Dank für das Interview!

„Wir sollten endlich begreifen, dass wir Menschen zuerst Netz und dann erst Masche sind. Das heißt, wir sind vor allem eins mit dem Universum und dann erst einzelne Lebewesen.“

Willigis Jäger


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West-Östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung

Die West-Östliche Weisheit fördert, gestaltet und erforscht zeitgenössische Spiritualität. Sie unterstützt die Kursteilnahme von Menschen mit geringem Einkommen auf dem Benediktushof, veranstaltet Camps und Meditationskurse für  Kinder, Familien und junge Erwachsene und fördert das Schulprojekt „Lernen mit Achtsamkeit“, bei dem Lehrer*innen darin ausgebildet werden, Achtsamkeit an Schulen zu unterrichten.

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