Meditation trifft Wissenschaft: spannender Austausch beim Kongress 2025 in Berlin

Welche gesellschaftliche Relevanz hat Meditation? Und – ist die Welt der Meditierenden eine bessere? Der Kongress Meditation & Wissenschaft 2025 in Berlin zeigte Trends in der Achtsamkeitsforschung und aktuelle wissenschaftliche Projekte.

„Aufbruch ins Ungewisse“: Dazu lud der Kongress Meditation & Wissenschaft 2025 nach Berlin ein.
Der Benediktushof Zentrum für Meditation und Achtsamkeit und die West-östliche Weisheit Willigis Jäger Stiftung fungierten als Mit-Veranstalter, zusammen mit der Udo-Keller-Stiftung Forum Romanum und der Identiy Foundation.
Ziel des gemeinsamen Engagement ist es ein Forum zu schaffen, das Trends der Achtsamkeitsforschung sowie (Nachwuchs-)Projekte sichtbar macht sowie den Austausch und die Vernetzung zu ermöglichen.

Die beiden Kongresstage in Berlin – mit ihren vielfältigen Fachbeiträgen und Expert*innen-Runden – zeigten deutlich:

Die Themen Meditation und Achtsamkeit haben ihr Nischendasein verlassen und die Mitte der Gesellschaft durchdrungen: International renommierte Universitäten und Institutionen forschen zu Meditation und Achtsamkeit, Achtsamkeitsprogramme werden in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Sektoren wie Medizin, Wirtschaft oder auch Bildung umgesetzt und weiterentwickelt: „Noch vor 20 oder 30 Jahren wäre vieles noch undenkbar gewesen“, stellte Dr. theol. Dr. Alexander Poraj, Zen-Meister und Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof, in der Experten-Runde fest.

Darf uns diese Entwicklung optimistisch stimmen? Angesichts der zahlreichen Krisen sowie gesellschaftlichen, politischen und globalen Entwicklungen? Was können Meditation und Achtsamkeit leisten – bei diesem „Aufbruch ins Ungewisse“? Inwiefern ermöglichen sie uns als Menschen und Gesellschaft ein Mindset, sich den Herausforderungen, der Ungewissheit – des Lebens allgemein und dem Ausgang aktueller Krisen im Konkreten – zu stellen?

Wege zu einer neuen Bewusstseinskultur

Tag 1 des Kongresses skizzierte die Landschaft zu Meditation und Achtsamkeit und lieferte einen Überblick der aktuellen Forschungs- und Studienlage. Wie vielfältig und heterogen der Bereich an sich ist, zeigt sich unter anderem an der beeindruckenden Zahl von über 300 Techniken für Meditation und Achtsamkeit, die in einer Studie zusammengetragen wurden.

  • Wie hängen Meditation und das Erleben von Verbundenheit zusammen? (Prof. Univ. Dr. med Tobias Esch, Universität Witten/Herdecke)
  • Macht es einen Unterschied, was genau Meditierende tun, wenn sie meditieren? (Prof. Dr. Peter Sedlmeier, TU Chemnitz)
  • Warum und Wozu? Wie können Menschen aus sich selbst einen Lebenssinn finden – nachdem der Nihilimus an Stelle der Jenseitsversprechungen von Kirchen und Religion getreten ist? (Prof. Dr. Michael Hampe, ETH Zürich)
  • Wie können uns Meditationspraktiken und Weisheitswege wie das Zen unterstützen, mit der Ungewissheit des Daseins umzugehen?
    „Wir fallen, immer – still werden angesichts unserer Endlichkeit“ (Dr. med. Dr. phil. Friederike Boissevain, Pallativmedizinerin und Soto-Zen-Priesterin)
  • Wie wird KI unser Leben, unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein künftig beeinflussen? (Adam Gazzaley, M.D., Ph.D., Founder & Executive Director Neuroscape)
  • Wie bewahrt man seine Selbstachtung in einer historischen Epoche, in der die Menschheit ihre Würde verliert? (Prof. em. Dr. Thomas Metzinger)
  • Jeder für sich oder gemeinsam? Wie erleben Menschen Verbundenheit? (Stephan Grünewald, rheingold Institut Köln)
  • Was verbindet Neurowissenschaften, Zen-Meditation und Psychedelika? (Prof. Dr. med. Franz X. Vollenweider, Universität Zürich)

Es geht ums Ganze – Meditation als Praxis des Verbundenseins

Tag 2 des Kongresses zeigte die verschiedenen, vielfältigen Wege „hinaus in die Gesellschaft“ und bot beispielhaft ein Forum für (Forschungs-)Projekte, die – wissenschaftlich begleitet und unterstützt – Bewusstseinskultur in den verschiedenen Lebensbereichen verankern.

Im Science Slam stellten sechs Nachwuchswissenschaftler vor, wie klassische und traditionelle Formen von Meditation und Achsamkeit zielgruppen- und bedürfnisorientiert weiterentwickelt, Trainingsprogramme entworfen und die Vermittlung und Effektivität evaluiert werden, beispielsweise

  • Tamarkoz, die MTO Sufi-Methode der Konzentration und Meditation (Dr. Maryam Balke),
  • die NatureBased Stress Reduction (NBSR) (Tamara Nüssle),
  • Floatation-Rest (Cyril Cotines),
  • langjährige Yoga-Praxis (Eva Makkos) bis hin zu
  • Achtsamkeit für Führungskräfte (Jule Uhl) oder
  • Achtsamkeit als Bildungpraxis (Dr. Dominik Weghaupt)

Weitere sehr beeindruckende Projekte und Programme beschäftigen sich mit den prosozialen und nachhaltigen Effekten einer Achtsamkeits- und Meditationspraxis:

  • die Dyaden-Praxis, sprich Meditation in Beziehung (Prof. Dr. Tania Singer, Max-Planck-Institut)
  • das „Global Social Witnessing“, kontemplative soziale Achtsamkeit (Prof. Dr. Kazuma Matoba, Universität Witten/Herdecke)
  • das Social Presencing Theater, die Kunst der wahrhaftigen Bewegung in einem System (Arawana Hayashi, Begründerin, und Dirk Bräuninger, Coach mit Live-Demo)

Raum war an beiden Kongress-Tagen auch für kritische und persönliche Diskussionen, sowohl in den Experten-Talks mit Wissenschaftsjournalist Prof. Dr. Gert Scobel und Dr. Alexander Poraj als auch auf Augenhöhe in den Mindfulness Labs mit den Vortragenden: Was macht beisielsweise Meditation in einer Kultur der Instrumentalisierung? Warum Meditation? Wird die Achsamkeit (miss-)verstanden?

Atempausen für Körper und Geist eröffneten die Meditationen und Stille-Momente zwischen den Vorträgen sowie die Klänge der Shakuhachi, gespielt von Alexandra Kraus.

Eine umfangreiche Medien-Dokumentation zum Kongress Meditation & Wissenschaft 2025 wird in Kürze auf der Kongress-Webseite veröffentlicht.

Fotos Karussell: Kongress Meditation & Wissenschaft 2025, Grit Schwerdtfeger sowie Barbara Simon


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