Verborgenes Licht.
Frauen im Zen-Buddhismus

In der 2500-jährigen Geschichte des Zen spielten Frauen bisher kaum eine Rolle. Zen-Meisterinnen wie Anna Gamma, Linda Lehrhaupt, Nicole Baden und Doris Zölls strahlen heute mit ihrem Licht in die Öffentlichkeit und werden wahrgenommen.

Wir veröffentlichen hier einen Gastbeitrag von Anna Gamma sowie einen Video-Beitrag von Linda Lehrhaupt und laden mit Freude zur 2. Tagung der Zen-Frauen vom 28. bis 31. August 2025 am Benediktushof ein.

Das verborgene Licht

Ein Gastbeitrag von Anna Gamma

Dr. Anna Gamma ist Unternehmerin, Psychologin und Zen-Meisterin. Als langjährige Geschäftsleiterin des Lassalle-Instituts baute sie ab 2000 das Seminarprogramm aus und entwickelte Leadership und Coaching Lehrgänge. Seit 2017 ist sie Lehrbeauftragte der Executive School der Universität St. Gallen. 2015 eröffnete sie das ANNA GAMMA Institut Zen & Leadership in Luzern. Anna Gamma spricht bei der Zen-Frauen-Tagung „Strahlendes Licht“ zum Thema „Eine Frau kommt aus dem Samadhi: wie sich die Samen des Erwachens in uns als freie Frau entfalten“.

Anna Gamma Roshi - Gastbeitrag zur Zen-Tagung Strahlendes Licht - Was Zen-Frauen in die Welt tragen am Benediktushof

Starke Frauengestalten zum Leuchten bringen

Der Zen-Buddhismus tanzt nicht aus der Reihe der verschiedenen spirituellen Traditionen. Auch in seiner mehr als 2 500-jährigen Geschichte spielen Frauen im Zen bisher kaum eine Rolle. Frauen scheinen in den klassischen Texten nur selten mit Namen auf. Inzwischen hat sich diesbezüglich einiges geändert. Es waren insbesondere Frauen aus Nordamerika, die in den letzten Jahrzehnten nach starken Frauengestalten im Zen geforscht und ihr Leben in Büchern wie beispielsweise im Buch „Das verborgene Licht“ dokumentiert und zum Leuchten gebracht haben.

Die Arbeit meiner Zen-Schwestern hat auch mich angeregt, nach Spuren von machtvollen Frauengestalten im Zen zu suchen und ihrem Geist nachzuspüren. Hier berichte ich von meiner Begegnung mit Matsuzan Ryonen. Dogen schreibt über sie in seinem berühmten Werk „Shobogenzo“ und zitiert dabei selbst einen anderen Zen-Meister: „Eine halbe Kelle bekam ich beim alten Papa Rinzai und eine halbe Kelle bei der alten Mama Matsuzan. Mit diesen beiden Hälften habe ich eine Kelle gemacht und meinen Durst gestillt. Ich war direkt im gegenwärtigen Augenblick angelangt und völlig zufrieden.“

Papa Rinzai und Mama Matsuzan

Für Leser:innen, die sich in der Zen-Tradition wenig oder gar nicht auskennen nur dies: Rinzai ist der Gründer einer der beiden noch lebendig gebliebenen Zen-Schulen. Wenn Rinzai der „Papa“ eines Nachfolgers war, wo ist dann die „Mama“ in der Rinzai-Schule geblieben? Bis jetzt habe ich keine weiteren Berichte über das Leben dieser besonderen Frau gefunden, außer bei Dogen, der sie als Meisterin eines Klosters vorstellte.

Gerne würde ich Matsuzan fragen, wie sie in einer von Männern bestimmten Domäne als Frau lebte. Bis jetzt lautet ihre Antwort ganz einfach: „Anna, sitz und schweig, höre auf die lautlose Stille.“ Diese Aufforderung nehme ich gerne an. Doch dann fragt es in mir weiter: „War es dir möglich, weibliche Strukturprinzipien in den Klosteralltag einzuführen?“ Matsuzan schüttelt den Kopf und geht weg.

Die Zeit ist reif für weibliche Prinzipien

Ihr Verhalten kann vieles heißen. Ich deute ihr Weggehen als Zeichen dafür, dass diese Frage damals keinen Raum hatte. Die Zeit im männlich dominierten Klosterleben war noch nicht reif dazu. Doch heute ist eine andere Zeit. Nicht nur mich bewegen Fragen, auf die wir in der Stille und in Zen-Gesprächen nach Antworten suchen – zum Beispiel: Wie kann das weibliche Strukturprinzip des Kreises das männliche Prinzip der Pyramide ergänzen? Frauen und gelegentlich auch Männer treffen sich immer wieder, um das verborgen gebliebene Licht der Zen-Frauen für die heutige Zeit fruchtbar werden zu lassen.

Eine nächste Gelegenheit bietet sich anlässlich der Zen-Tagung «Strahlendes Licht», die im Benediktushof vom 28. bis 31. August 2025 stattfinden wird.

Die Sichtbarkeit von Frauen im Zen und die Zen-Tagung am Benediktushof

Ein Videobeitrag von Linda Lehrhaupt

Dr. phil. Linda Lehrhaupt ist eine der Gastgeberinnen der Zen Frauen Tagung am Benediktushof. Sie ist die Gründerin und Leiterin des Instituts für Achtsamkeit und Stressbewältigung (IAS), an dem sie auch als Dozentin und Supervisorin tätig ist. Sie praktiziert Zen seit 1979 und ist autorisierte Zen-Lehrerin. 

Linda Myoki Ryugo Lehrhaupt Roshi ist Mit-Organisatorin der Zen-Tagung "Strahlendes Licht" am Benediktushof

"Die Sichtbarkeit von Frauen im Zen"

Zen-Tagung „Strahlendes Licht“ am Benediktushof: Alle Geschlechter sind willkommen!

Die Zen-Tagung „Strahlendes Licht“ vom 28. bis 31. August 2025 am Benediktushof wendet sich an Zen-Praktizierende und Menschen aus anderen buddhistischen Traditionen oder kontemplativen Praktiken aller Geschlechter.


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